Von: Wolfgang Reetz
Lachen erfüllte den Seminarraum, aber auch gekonnt in einer spontanen Kurzrede vorgetragene Argumente für die „Schweine-These“, schließlich ging es am Abend des 24.10. darum, sich vor größeren Gruppe in freier Rede zu üben. Schwer genug, doch die Klassensprecher und Klassensprecherinnen der Ratzeburger Schulen meisterten auch das mit Bravour: Drei Tage bildeten sie sich jetzt weiter, um ihr Ehrenamt für die Klasse, die sie vertreten, aber auch für die Mitgestaltung des Schullebens noch gekonnter ausüben zu können.
Dieses Jahr waren wir dafür zu Gast im Wakenitzhaus Rothenhusen, in dem wir alle 25 Betten benötigten um jedem die Teilnahme zu ermöglichen. Drei Tage lang und jeweils bis spät in den Abend wurde diskutiert, erarbeitet, entworfen, überlegt und geübt, was für dieses Amt und die Aufgabe wichtig und auch hilfreich ist. „Welche Pflichten, aber auch welche Rechte hat ein Klassensprecher?“, „Welche Rechte und Pflichten haben Eltern, welche Lehrer und welche Schüler?“, „Welche Aussagen trifft zu den einzelnen Gruppierungen das Schulgesetz und welche Erfahrungen wurden in den einzelnen Schulen und Klassen gemacht?“, immer wieder steckten sich die Schüler und Schülerinnen die Köpfe zusammen um darauf Antworten zu finden, die dann vor der Gruppe präsentiert wurden.
Auch der Klassenrat, der leider nur an der GLS Teil des Schulprogramms und damit pflichtig ist, war ein Komplex, zu dem mögliche Themen gesammelt wurden und alle übten, wie der Klassensprecher bzw. die Klassensprecherin erreichen kann, dass diese Stunde auch wirklich für die Klasse genutzt wird und nicht um ausgefallene Unterrichtsstunden nachzuholen. In Rollenspielen wurde an diesem Beispiel deshalb trainiert, wie „kritische Botschaften“ als wertfreie Beschreibung einer Situation formuliert und kommuniziert werden können. Eine Kunst, an der auch viele Erwachsene scheitern.
Kam mancher Teilnehmer und manche Teilnehmerin auch mit der Annahme, die Aufgabe bestehe im Wesentlichen darin, Kreide oder Unterlagen aus dem Kopierraum zu holen, so erkannten sie schnell, dass Klassensprecher und Klassensprecherinnen kein Titel, sondern eine Aufgabe ist, dass sie vielfältige Möglichkeiten der Mitgestaltung des Schullebens haben – doch auch, dass sie sich dafür engagieren und bereit sein müssen, Verantwortung zu übernehmen.
Diese Verantwortung fängt bekanntlich bei sich selbst und seinem eigenen Handeln an, sie geht weiter bis zur Verantwortung für andere und der Achtung derer Bedürfnisse. Diese Erfahrung machten die Teilnehmer/innen in schulübergreifend gemischten Teams z.B. bei der Zubereitung aller Mahlzeiten, dem ein- und abdecken der Tische, beim Abwaschen und der Hausreinigung: Kümmere dich um die anderen, dann wird sich auch um dich gekümmert! Manchmal war aller Anfang schwer (eine gewisse antrainierte „Hotelmentalität“ war schon immer wieder sichtbar..….), doch am letzten Tag wussten alle, wie eine Aufschnittplatte arrangiert wird, wie ein Geschirrspüler gepackt wird und dass das Essen nicht von alleine auf den Tisch kommt.
Was aber wäre Lernen ohne Spaß und ohne Freude? So konnten alle am zweiten Tag bei einer Kanufahrt die Erfahrung machen, dass ein Boot nur über miteinander reden und sich untereinander abstimmen geradeaus fährt -statt die Insassen botanische Untersuchungen am Ufer vorzunehmen zu lassen- und das ein Quadrat aus einem Seil mit verbundenen Augen nur gebildet werden kann, wenn man sich gegenseitig zuhört, mal nachdenkt und auch dabei miteinander redet. Viel Spaß am Rande mit hintergründigen Erfahrungen.
So machte es auch dem Trainerteam Bettina Schenck-Christiansen, Lina Hansen und mir viel Freude zu sehen, mit wieviel Können, mit wieviel Engagement und mit wieviel Wertschätzung untereinander die Klassensprecher und Klassensprecherinnen neugierig und wissbegierig die Themen aufgriffen, wie sie sich viel Mühe gaben aufeinander zu achten – und wie wenig des sonst schulüblichen Vokabulars zu hören war. Klar: Lange Nachtruhe und Stille sehen anders aus, doch das gehört so, schließlich trainieren und arbeiten wir mit jungen Menschen, und nicht mit Themen.
Sicherlich hätte eine abendliche Diskussion mit einem der Verbindungslehrer, oder sogar einem Schulleiter, zu Fragen des Schullebens, der Umsetzung von Schülerprojekten oder der wechselseitigen Erwartungen die Spannung noch erhöht, das aber war dieses Mal leider nicht möglich. Die abschließende Rückmeldung der Jugendlichen war dennoch eindeutig: „Wir haben viel Spaß gehabt, viele Neue von den anderen Schulen kennen gelernt und sehr viel gelernt!“
Nach dem Training ist nun vor dem Training: Über die Umsetzung von Projektideen werden alle im zweiten Modul der Trainingsreihe berichten. Wir sind gespannt auf diesen Erfahrungsaustausch!
Ausdrücklich, auch im Namen aller Teilnehmer und Teilnehmerinnen, ist an dieser Stelle noch der Bürgerstiftung Ratzeburg, sowie der Partnerschaft für Demokratie zu danken, die diese Trainings finanzieren und damit erst möglich machen, wofür im Schulhaushalt sonst kein Platz ist. Vielen Dank!